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Sigrid Maciaszek

(1935–2022)

Ab dem 23. September 2023 ist in der Fachhochschule Potsdam einen Monat lang die Ausstellung Sigrid Maciaszek – ihr Wirken in Frankfurt/Oder, Bernau und Fürstenwalde zu sehen (vgl. https://baukultur-brandenburg.de/termine/ddr-architektinnen-und-planerinnen-ihre-wirkung-bis-heute). Damit erfährt die leider Ende 2022 verstorbene Architektin aus Eisenhüttenstadt eine verdiente Würdigung. Die Ausstellung ist eine Leihgabe der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS Erkner, wo sie im Jahr 2015 zuerst zu sehen war – von Frau Maciaszek aus Anlass ihres 80. Geburtstags selbst konzipiert und mit viel Engagement realisiert.

Das IRS bewahrt seit 2012 den aussagekräftigen Nachlass von Sigrid Maciaszek, einer der wenigen DDR-Architektinnen in leitender Stellung, die für ihre Tätigkeit viel Anerkennung erfuhr. Schon 1961 gehörte sie zu einer Gruppe junger, aufstrebender Architektinnen, Ingenieurinnen usw., deren Werde­gänge und Leistungen in der DDR-Zeitschrift Deutsche Architektur vorgestellt wurden, als Beleg für eine fortschreitende Gleichstellung von Frauen und Männern im Bereich des Bauens und Planens. Klar ist: Sigrid Maciaszek hat Spuren an vielen Orten vor allem im östlichen Brandenburg hinterlassen, so in Bernau, in Fürstenwalde und selbstverständlich auch in Eisenhüttenstadt, wo sie Jahrzehnte lang lebte. Die Ausstellung veranschaulicht ihre Arbeit mit einem Schwerpunkt auf den Gebieten Gesellschafts- und Wohnungsbau vor allem durch Zeichnungen, Pläne und Fotos, aber auch in Form rückblickender Betrachtungen. Ihre schriftlichen Reflexionen sind ein Schatz, denn solche Selbstzeugnisse sind nicht allzu häufig, umso weniger von Frauen.

Welche Spielräume gab es in der DDR beim Bauen auf lokaler und regionaler Ebene angesichts der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Vorgaben? In der Ausstellung scheint diese Frage etwa durch im Hinblick auf die Umgestaltung des Stadtzentrums von Bernau, für die Sigrid Maciaszek und ihr Kollektiv 1981 den Architekturpreis der DDR erhielten und die auch in der Bundesrepublik registriert wurde. Und, damit verbunden, die weitergehende Frage: Wieviel Individualität konnten Architektinnen und Architekten in der DDR in ihre Arbeit einbringen? Im Fall des Stadtzentrums von Fürstenwalde beispielsweise war es bei allen politischen und technischen Vorgaben durchaus möglich, einige individuelle Gestaltungsmerkmale einzubringen.

Gab es ein Leitmotiv in Sigrid Maciaszeks Werk? Ein Zeitungsbericht über sie aus dem Jahr 1987 ist überschrieben mit „Notwendiges und Schönes in kluger Synthese“. Das ist zwar stark auf die Besonderheiten des DDR-Wohnungsbauprogramms gemünzt und übrigens ausdrücklich unter Bezug auf Franziska Linkerhand, die junge, idealistische Architektin in Brigitte Reimanns Roman. Das Motto „Notwendiges und Schönes in kluger Synthese“ ist aber, was Frau Maciaszek betrifft, auch darüber hinaus gut getroffen und hat bei allen Veränderungen nach 1989/90 (sie selbst betrieb von 1991 bis 2001 übrigens mit Erfolg ein privates Architekturbüro) an Aktualität nichts eingebüßt. So ist in dem erwähnten Artikel die Rede von der großen Verantwortung für die Menschen, für die gebaut wird, vom Wunsch, mit diesen in einen Dialog einzutreten, der zu oft unterbleibt, vom oft schwierigen Ringen der Fachleute und Politiker um gute bauliche Lösungen und von der Notwendigkeit und Herausforderung, Planungsprozesse sehr gut zu organisieren. Zugleich wird in dem Porträt von 1987 aber auch die künstlerische Seite des Architektenberufs angesprochen und werden die Anregungen genannt, die Sigrid Maciaszek sich für ihre Arbeit etwa durch Lektüre und Ausstellungsbesuche verschafft hat.

Das Team der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS ist Sigrid Maciaszek sehr dankbar und wird ihr ein ehrendes Andenken bewahren.

Literatur

Alexander Obeth, Vorlass der Architektin Sigrid Maciaszek (*1935), in: IRS aktuell, H. 72 (2012), S. 15

Marion Dammaschke, Die Arbeit am Zeichenbrett war ihre Erfüllung. Die Architektin Sigrid Maciaszek stellt erstmals im IRS Erkner aus, in: Märkischer Sonntag vom 17. Oktober 2015

Tanja Scheffler, Die großen Unbekannten – Architektinnen der DDR, in: Bauwelt, H. 22 (2017), S. 10–13, online unter

https://bauwelt.de/dl/1230784/Die-grossen-Unbekannten-Architektinnen-der-DDR.pdf


Zitierlink
https://stadt-raum-geschichte.de/ddr-architekten-und-planer/einzelne-architekten-und-planer/detail?tx_jocontent_c11%5Bcontroller%5D=Content&tx_jocontent_c11%5Bdetail%5D=2&tx_jocontent_c11%5Bdetailview%5D=6&cHash=2df854f372e091b6f9a5ed86ac7aa1ef
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