Zur Geschichte des Statistischen Bundesamtes (GeStat)
Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Kerstin Brückweh
Projektteam: Paul Treffenfeldt
Verbundpartner: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (Koordination), Deutschland. Statistisches Bundesamt
Förderorganisation: Statistisches Bundesamt
Laufzeit: 07/2024 - 06/2028
Nach einem Boom seit Mitte der Nullerjahre gilt die historische Behörden- und Institutionenforschung heute vor allem in Form der Auftragsforschung als wenig innovativ. Das scheint besonders relevant, wenn sie sich nur auf die Nachkriegszeit bezieht.
In Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt erprobt das IRS einen anderen Zugang zur historischen Behördenforschung: Im Projekt werden vergangenheitspolitische Vorstellungen und Konzepte ebenso wie methodische, personelle und organisatorische Entwicklungen im Statistischen Bundesamt seit den späten Achtzigerjahren untersucht und damit der Einschnitt des Volkszählungsboykotts als Ausgangspunkt genommen. In dieser Zeit fiel ein neues vergangenheitspolitisches Interesse am Nationalsozialismus in der bundesdeutschen Gesellschaft und Geschichtswissenschaft mit dem Ende der DDR zusammen, die sodann ebenfalls Gegenstand vergangenheitspolitischer Diskurse wurde. So kam es zur Verflechtung beider Diskurse. Diese Konstellation hatte deutlichen Einfluss auf den Vereinigungsprozess und wirkt bis heute nach – sowohl auf behördlicher als auch auf gesellschaftlicher Seite.
Im Zentrum stehen einerseits Fragen nach den methodischen, personellen und strukturellen Rahmenbedingungen und Praktiken in der Transformationszeit. Wie wurde mit den Einrichtungen und dem Personal aus der DDR umgegangen? Für das Statistische Bundesamt ist insbesondere die Frage nach den langfristigen Auswirkungen des Volkszählungsboykotts für den Umgang mit Daten und Datenschutz wichtig. Anderseits stellen sich Fragen nach dem Zusammenwirken der Verflochtenheit vergangenheitspolitischer Diskurse zum Nationalsozialismus und der DDR mit der behördlichen Auftragsforschung auf der einen und der Gewordenheit der Geschichte des Amtes auf der anderen Seite. Wissenschaftskommunikation ist deshalb genuiner Teil des Projektes von Anfang an.
Haus der Statistik in Berlin-Mitte, ehemals Sitz der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik der DDR. Foto: IRS Erkner / Wissenschaftliche Sammlungen; Fotosammlung, Sig. D1_1_1_20A-001