Der Einfluss der Tätigkeiten der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft auf die öffentliche Wahrnehmung des baulichen Erbes der DDR
Projektleitung im IRS: Dr.-Ing. Stefanie Brünenberg
Förderorganisation: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: 09/2023 - 08/2027
Interhotel ,,Palasthotel" in Berlin-Mitte, 2001 abgerissen.
Foto: IRS Erkner / Wissenschaftliche Samllungen; Bestand Roland Korn, Sig. C66_95-0663
Die Tätigkeiten der Treuhand-Anstalt in den 1990er-Jahren stehen bis heute in der Kritik: Die Übertragung des „Volkseigentums“ der DDR in die marktwirtschaftliche Ordnung des wiedervereinigten Deutschlands wurde in den letzten Jahrzehnten in vielerlei Hinsicht erforscht. Dabei allerdings bisher unbeachtet geblieben ist die Betrachtung des Umgangs der Treuhand mit dem baulichen Erbe der DDR.
Die Veräußerung und Liquidierung öffentlicher sowie betrieblicher Einrichtungen wie Großgaststätten, Polikliniken, FDGB-Ferienheimen und Warenhäusern änderte die Eigentumsstrukturen der Gebäude grundlegend. Die Folge waren Umnutzungen, Abrisse und Umbauten vieler dieser charakteristischen DDR-Bauten. Gleichzeitig übte diese von außenstehenden politischen Akteuren forcierte Veränderung der gebauten Umwelt starken Einfluss auf den eigenständigen Aufbau einer Erinnerungskultur in Ostdeutschland aus.
Das auf vier Jahre angelegte Forschungsprojekt untersucht, wie sich ein wesentlicher Bestandteil des baulichen Erbes der DDR durch die Privatisierung von 1991 bis 2000 weiterentwickelte. Hierfür wird die Institutionengeschichte der TLG aufgearbeitet und der Umgang der TLG mit den von ihr verwalteten Bauten durch die Analyse eines kartografischen Mappings erforscht. Anhand dieser Erfassung werden bei einzelnen Fallstudien die veränderten Eigentumsverhältnisse in Abhängigkeit ihrer baulichen Umgestaltung untersucht.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, Rückschlüsse auf eine vermeintlich veränderte öffentliche Wahrnehmung der Architektur der DDR gezogen werden. Die Umstände der neu strukturierten Eigentumsverhältnisse von teilweise baukulturell bedeutenden Objekten sowie die daraus folgende Neugestaltung der gebauten Umwelt sind – so die Hypothese dieses Forschungsprojekts – entscheidende Faktoren in einer wenig ausgebildeten Erinnerungskultur der DDR durch die zwischen 1949 und 1990 entstandenen Architektur.
Das Projekt behandelt ein höchst aktuelles und relevantes Thema, das einen wissenschaftlichen Baustein sowohl zur baukulturellen Transformationsgeschichte, zur Treuhandforschung als auch zur Untersuchung der gesellschaftlichen Identitätsbildung durch Architektur ergänzt.