,,Das Wetter ist herrlich!" - Ansichtskarten in der DDR
Rund um den Müggelturm (1970)
Verlag Felix Setecki (Berlin) (V/1/20/B6/70) / Foto: Vetter
Ansichtskarten sind nach wie vor beliebt für Urlaubs- oder Festtagsgrüße und seit jeher ein populäres Sammelobjekt. Sie können uns aber auch abseits des Kartenmotivs viel erzählen und sind deshalb auch am IRS zunehmend relevant für die historische Forschung. In den rund 150 Vor- und Nachlässen sowie anderen Beständen, die in den Wissenschaftlichen Sammlungen aufbewahrt werden, finden sich immer wieder Konvolute von Ansichtskarten. Diese stammen dabei nicht immer aus der Zeit der DDR, wie ein Konvolut von historischen Karten aus verschiedenen deutschen Städten zeigt, das aus den Überlieferungen des ehemaligen ISA stammt. Karten, die keinem dieser Bestände zugeordent werden können, weil sie separat bzw. einzeln in die Sammlungen gelangen, werden seit kurzem unter der Bestandsgruppe E (Sammlungsgut) in einem eigenen Ansichtskarten-Bestand (E7) zusammengeführt. Dieser Bestand wächst seither stetig.
Warum aber sammeln wir und beschäftigen wir uns mit Ansichtskarten? Karten in persönlichen Vor- oder Nachlässen verraten uns oft viel über private und berufliche Geschichten der jeweiligen Person. So können Korrespondenzen, per Brief oder Karte, beispielsweise Personennetzwerke oder Details über Arbeitsabläufe aufzeigen. Weil Telefonanschlüsse in der DDR, insbesondere für den privaten Gebrauch, nicht flächendeckend zur Verfügung standen, war die Kommunikation per Post weit verbreitet. Natürlich sind auch die Kartenmotive, also die Abbildungen selbst, wertvolle Informationsträger. Für den Bereich Architektur und Städtebau gilt das ganz besonders, denn es finden sich alle erdenklichen neuen und alten Gebäude und architektonischen wie städtebaulichen Ensembles auf Ansichtskarten. Von der Innenarchitektur und -ausstattung einer einzelnen Gaststätte über herausgehobene Gebäude der sogenannten Ostmoderne bis hin zu ganzen Straßenzügen im Stil des sozialistischen Klassizismus findet sich jede Architektur auf Ansichtskarten wieder. Von großem Interesse sind dabei auch Gebäude, die mittlerweile abgerissen oder stark überformt wurden, aber auf Ansichtskarten in ihrer ursprünglichen Gestalt überdauern.
Sächs. Schweiz - Teufelsturm bei Schmilka (1968) Foto-Hering (Königstein) (F III-25-13, J48-68, III-9-109) | Rund um den Scharmützelsee (Orientierungskarte, 1968) Verlag Bild und Heimat (Reichenbach) (III/26/13 A 1/42/68, Karte: 684/67-5941) |
Gruss aus Wittenberge (1959)
Verlag Bild und Heimat (Reichenbach), (V 11 28 A 246/59 DDR)
Bauliche Motive in Form von Fotografien sind jedoch nur ein Schwerpunkt. Daneben gibt es unzählige weitere Themen die fotografisch, aber auch gezeichnet oder in Form von Collagen ihren Weg auf Ansichtskarten gefunden haben. Landschaften, Verkehrsmittel, Orientierungskarten oder das Sandmännchen sind hier nur einige Beispiele für diese Vielfalt, die sich mittlerweile auch in unserer Sammlung abbildet. Auch die Machart jeder einzelnen Karte sagt viel über die Entstehungszeit und -umstände aus. Oft lässt sie sich schon anhand der Typografie, Farb- und Formengestaltung oder der Herstellungstechnik einordnen.
Genaueres verraten meist die Rückseiten. Auf ihnen ist fast immer der herstellende bzw. herausgebende Verlag oder Verleger genannt, nicht selten auch die Fotografin oder der Fotograf des entsprechenden Motivs. Ein oder mehrere Zahlen- und Buchstabencodes (Druckvermerk und Verlagskennung) geben zudem nicht nur das genaue Entstehungsjahr an, sondern auch wo und in welcher Auflage sie gedruckt wurde. Auch der Verkaufspreis wurde dort direkt vermerkt.
Buckow (Märkische Schweiz) (1966)
Verlag Bild und Heimat (Reichenbach), (III/26/1 3 A 1/221/66)
Auf der Berliner Langen Nacht der Wissenschaften 2024 präsentierten sich die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS mit dem Thema Ansichtskarten in der DDR. Unter dem Titel ,,Das Wetter ist herrlich!" wurde dieser Sammlungsbestand erstmals in den Vordergrund gerückt und es konnten zahlreiche Karten im Original unter die Lupe genommen werden. Die Besucher*innen waren eingeladen, über einzelen Motive und allgemeine Fragen sowie eigene Erfahrungen und Erinnerungen an Ansichtskarten ins Gespräch zu kommen und Karten aus eigenem Besitz mitzubringen und damit die Sammlungen des IRS zu bereichern. Wir freuen uns weiterhin unseren noch kleinen Bestand mit seltenen, kuriosen oder einfach schönen Motiven zu erweitern. Helfen Sie mit und lassen Sie uns Ansichtskarten zum Thema DDR zukommen!